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Open Source Software auf dem Prüfstand
Mit der Bereitschaft OSS Open Source Software einzusetzen, ist der Anfang gemacht. Doch bis zum effektiven Einsatz stehen noch einige Schritte bevor. Zunächst einmal sind passende Lösungen zu finden und auf ihre Eignung hin zu überprüfen. Und das von Südtirol aus.Einige Namen wichtiger OS-Projekte sind in der Artikelserie schon gefallen. Dabei handelt es sich lediglich um die Bekanntesten von ihnen. Wer nach Anwendungen sucht, kann sich entweder in einschlägiger Fachpresse und -literatur oder im größten Informationspool zu OSS – wie könnte es auch anders sein –, dem WWW, informieren. Der direkte Weg zu OS-Projekten führt über spezialisierte Portale wie sourceforge.net.
Mit dem Aufkommen des Internets hat sich OSS überhaupt erst so richtig entfalten können. Heute ist das Internet nicht nur das Zuhause von zahlreichen OS-Projekten, sondern auch der dazugehörigen „Communities“. Das sind Gemeinschaften, deren Mitglieder auf dem gesamten Globus verteilt sein können und trotzdem dasselbe Projekt weiterentwickeln. Die gesamte Projektabwicklung mitsamt Tracking, History, Dokumentation und den Beteiligten wird zumeist transparent auf Webseiten abgebildet und gewährt so Einblick hinter die Kulissen der Software. Häufig findet man auf den Projektseiten zu den Installationen auch Handbücher, Installationsanweisungen und Foren, in denen technische Unterstützung und Hilfe für die Benutzung der Software angeboten werden.
Da sich OS-Projekte so gut wie immer an internationale Standards halten, existieren viele IT-DienstleisterInnen mit den entsprechenden Kompetenzen, die ihren Service rund um die Lösungen anbieten.
OSS-Standardwerke haben es bis in die Regale des Fachhandels geschafft. Die Auswahl ist jedoch recht mager und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Warum auch, wenn sich Interessierte alles brandaktuell entweder vom Internet herunterladen oder sehr günstig online bestellen können.
Der beste Ausgangspunkt für die Auswahl von OSS ist ein unternehmensspezifisches Anforderungsprofil, das vor allem die technische Eignung als Gegenstand hat. Damit hat man ein effektives Werkzeug in der Hand, um zu erkennen, welche Lösung aus einer Reihe von gleichartigen Angeboten am besten für den Unternehmenseinsatz geeignet sind. Liegen aufgrund des technischen Anforderungsprofils einmal OSS-Lösungen vor, muss die richtige Entscheidung getroffen werden. Der folgende Bewertungskatalog liefert Kriterien für die Beurteilung von OSS. Ähnliche Kriterien werden auch von Analysten zur Beurteilung kommerzieller Software eingesetzt. Die nachstehenden Bewertungskriterien zielen darauf ab, Merkmale der Software herauszukristallisieren, die auf Stabilität und Unternehmensorientierung von OSS hinweisen.
Bewertungskatalog für die Reife von OSS
Entwicklungsstand des Projektes
Man Power – Die Zahl aktiv beteiligter EntwicklerInnen am Projekt sagt aus, wie stark das Interesse an der Software ist. Ein positives Zeichen ist, wenn Unternehmen an der Entwicklung beteiligt sind. Sie sind stets eine treibende Kraft und auch Garant für eine unternehmensorientierte Ausrichtung der Software.Projektführung – Am Stil der Projektführung kann erkannt werden, welche Strategie bzw. ob überhaupt eine Strategie hinter einem Projekt steckt. Durch Inkonsistenz steigt das Risiko, dass das Projekt irgendwann zum Erliegen kommt.
Alter des Projektes und Release-History – Zwar folgt jedes Projekt einer eigenen Zählweise, allerdings sollte darauf geachtet werden, dass typische Fehler eines Erst-Releases bereits der Vergangenheit angehören. Je älter ein Projekt ist, desto stabiler läuft die Software. Lästige Fehler sind behoben (Bugfixes) und die Lösung hat sich in der Praxis bereits bewährt.
Marktpräsenz der Software
Verbreitung – Die große Verbreitung einer OSS ist Indikator dafür, dass die Lösung ihren Anforderungen gerecht wird. Durch die große Zahl von AnwenderInnen steigt das Feedback an die EntwicklerInnen und infolgedessen die Qualität der Software.Unterstützung durch IT-AnbieterInnen – Die Unterstützung durch kommerzielle IT-AnbieterInnen garantiert, dass die Weiterentwicklung schneller und besser voranschreitet. Es ist oft ein Zeichen, dass ein hoher Grad an Kompattibilität mit Drittsoftware vorhanden ist und Schnittstellen gut ausgeprägt sind.
Wettbewerb – Je größer der Wettbewerb, um so höher die Qualität der Software. Allerdings besteht die Gefahr, dass weniger erfolgreiche Projekte irgendwann eingestellt werden.
PR & Veröffentlichungen – Artikel in Fachzeitschriften, Best-Practice und im besten Fall auch Bücher sind Zeugen für ein großes Interesse an der OSS.
Unternehmensorientierung
Befriedigung von Unternehmensbedürfnissen – Hierbei geht es darum, die Befriedigung unternehmensspezifischer Bedürfnisse in der Software wiederzufinden und festzustellen, auf welche Zielgruppe die Software ausgerichtet ist. Unternehmen haben andere Bedürfnisse als z.B. Privatpersonen.Support und Wartung – Für den professionellen Einsatz im Unternehmen sind verfügbarer Support und Wartung essenziell. Ebenso wichtig sind Begleitung bei der Einführung und die Pflege der Software.
Lizenz – Je freier die Lizenzbedingungen sind, desto besser ist es für Unternehmen. Dies gilt insbesonders dann, wenn eine Personalisierung der Software geplant ist.
Diese Bewertungskriterien wurden vom deutschen Marktforschungsinstitut Berlecon in einer Studie 2004 veröffentlicht. Berlecon weist darauf hin, dass die vorgestellten Bewertungskriterien in Kombination mit dem technischen Anforderungsprofil eine Art „Due Diligence“ bilden, um eine optimale Beurteilung der Reife von OSS für den Unternehmenseinsatz durchzuführen.
Letztendlich muss jedes Unternehmen diese Überprüfung für die individuellen Anforderungen und mit einer eigenen Gewichtung der Bewertungskriterien durchführen.
Neben den Einsatzgebieten von OSS sind weitere entscheidungsrelevante Kriterien wichtig. Dies betrifft insbesonders die Betrachtung des Einsatzes von OSS unter strategischen, technisch/qualitativen und kostenspezifischen Gesichtspunkten.